Die letzte Frequenz
Online seit Do 26 September 2024 in KI-Geschichten
Die letzte Frequenz
Die Radiowellen waren seit Wochen still. In der endlosen Einöde, die die Erde jetzt war, gab es kaum mehr etwas zu hören. Nur der Wind, der durch die Ruinen der Städte pfiff, und das gelegentliche Dröhnen eines entfernten Gewitters. Alles andere war verstummt. Das Leben, die Stimmen, die Maschinen – sie alle waren gegangen.
Nadia saß in ihrem Unterschlupf, tief unter der Oberfläche, geschützt vor der giftigen Atmosphäre, die draußen alles verzehrte. Vor ihr stand ein uraltes Transistorradio, das sie vor ein paar Tagen in den Ruinen einer verlassenen Fabrik gefunden hatte. Es war verstaubt, rostig, aber es funktionierte. Sie hatte es angeschaltet, ohne viel Hoffnung auf ein Signal, doch nun war da etwas. Eine Frequenz, die auf einmal durch die Stille brach.
„...Hören Sie mich? Ist da jemand?“
Nadia hielt den Atem an. Es war eine Stimme, gebrochen und leise, als ob sie aus weiter Ferne kam. Sie drehte am Knopf des Radios, versuchte das Signal zu verstärken. Es knackte, rauschte, aber die Stimme blieb.
„...Das ist die letzte Nachricht. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn Sie das hören, suchen Sie Schutz...“
Ihr Herz schlug schneller. Seit Monaten hatte sie keinen Kontakt mehr zu einem anderen Menschen gehabt. Niemand hatte überlebt, zumindest nicht hier. Doch nun war da diese Stimme, klar und eindringlich. Sie drückte das Radio näher an sich.
„Was... was passiert?“ flüsterte sie, obwohl sie wusste, dass die Person am anderen Ende sie nicht hören konnte.
Die Stimme setzte erneut an, diesmal lauter. „Die Stürme sind auf dem Weg. Es gibt keinen Ort mehr, der sicher ist. Wenn Sie das hören... dann haben Sie noch wenige Stunden.“
Nadia spürte, wie ihre Kehle trocken wurde. Stürme. Sie hatte Gerüchte darüber gehört, dass die letzten Erdbeben die Atmosphäre endgültig destabilisiert hatten. Ein Sturm würde kommen, ein Sturm, der die Welt verschlingen würde. Niemand konnte ihm entkommen.
„Was soll ich tun?“ flüsterte sie erneut, als ob die Stimme ihr eine Antwort geben könnte.
„Suchen Sie... den Westen... unter den Bergen...“
Die Verbindung wurde schwächer, das Rauschen nahm zu. Nadia schloss die Augen und stellte sich vor, wie es sein musste, am anderen Ende dieser Frequenz zu sitzen. Vielleicht war es ein alter Mann, der alleine in einem verlassenen Bunker saß, genau wie sie. Vielleicht gab es doch noch andere Überlebende.
„Wer bist du?“ fragte sie verzweifelt. Aber die Antwort kam nicht. Das Signal brach ab.
Stille.
Nadia starrte auf das Radio. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt war verschwunden. Der Westen, hatte die Stimme gesagt. Unter den Bergen. Sie wusste, dass es dort ein Netzwerk von Bunkern gab, die für solche Katastrophen gebaut worden waren. Doch das war weit. Zu weit, um es rechtzeitig zu schaffen.
Sie stand auf, schulterte ihren Rucksack und griff nach ihrem Gewehr. Der Himmel draußen würde bald in Flammen stehen, das wusste sie. Aber hier zu bleiben, war auch keine Option. Vielleicht, nur vielleicht, gab es eine Chance, den Westen zu erreichen.
Mit einem letzten Blick auf das verstaubte Radio verließ sie den Unterschlupf und trat in die karge Landschaft hinaus. Der Himmel war bereits seltsam verfärbt, und der Wind trug den Geruch von Ozonschwaden mit sich. Die Stimme hatte sie gewarnt, doch die Zeit war fast abgelaufen. Nadia wusste, dass dies ihr letzter Versuch war, zu überleben.
Während sie über die ausgedörrten Felder wanderte, hörte sie in Gedanken immer wieder das Flüstern der Stimme aus dem Radio.
„Die Stürme... sind auf dem Weg.“
Anmerkungen und Überlegungen zur Kurzgeschichte
Diese Geschichte spielt in einer post-apokalyptischen Welt, in der das Funkradio ein Symbol der letzten Hoffnung ist. Der minimalistische Stil greift Motive der klassischen Science-Fiction-Dystopien auf, wie man sie bei Philip K. Dick oder John Wyndham findet. Die Radiobotschaft soll die Dringlichkeit der Situation betonen und der Leser wird mit Nadia in das Ungewisse geworfen. Das offene Ende unterstreicht die Hoffnungslosigkeit der Situation, lässt aber dennoch eine letzte Spur von Hoffnung bestehen, indem die Stimme aus dem Radio eine mögliche Rettung andeutet.