Die zwölfte Feder des Feuervogels

Online seit Mi 16 Oktober 2024 in KI-Geschichten

Die zwölfte Feder des Feuervogels

Die Geschichte beginnt in den vergessenen Wäldern von Orendil, dort, wo die Schatten der Bäume länger sind als die Tage, und das Flüstern des Windes Geschichten von alten Zeiten erzählt. Dort, zwischen den verworrenen Wegen, die nur wenige wagten zu betreten, lebte ein junger Mann namens Ruwen. Er war kein Held, keiner dieser strahlenden Krieger oder Zauberer, von denen die Lieder der Barden handelten. Doch das Schicksal wählte ihn aus, wie es oft jene tut, die nichts weiter suchen als ein ruhiges Leben.

„Die zwölfte Feder“, sagte die alte Frau mit einer Stimme, die so trocken war wie das Knacken der Zweige unter seinen Füßen. Sie lebte am Rande des Waldes, nahe der Schlucht, und sprach selten mit Fremden. Doch an jenem Tag hatte sie ihn gerufen, ihre Worte so klar wie das Licht des Vollmonds.

„Die zwölfte Feder?“ wiederholte Ruwen, seine Stirn in Falten gelegt. „Wovon sprecht Ihr?“

„Die zwölfte Feder des Feuervogels“, flüsterte sie, als ob allein das Aussprechen der Worte Feuer entfachen könnte. „Sie ist das letzte, was wir brauchen, um das Gleichgewicht der Welt zu retten.“

Ruwen hatte oft von der Magie des Feuervogels gehört. Ein mythisches Wesen, so alt wie die Sterne selbst, das in Zyklen geboren wurde und in Flammen verging, nur um aus seiner eigenen Asche wieder aufzuerstehen. Es hieß, jede seiner Federn trug die Macht des Feuers in sich, die Macht zu erschaffen und zu zerstören.

„Und warum gerade ich?“ fragte Ruwen, nicht sicher, ob er glauben sollte, was er hörte. „Warum soll ich sie holen?“

Die Alte sah ihn lange an, ihre Augen wie zwei tiefschwarze Seen, in denen man sich verlieren konnte. „Weil nur du den Weg finden wirst. Der Pfad zu den Feuern des Südens ist verloren, und nur das Herz eines Unwissenden kann ihn erkennen.“

Es klang wie Unsinn, doch etwas in ihren Worten ließ Ruwen nicht los. Noch in derselben Nacht brach er auf. Bewaffnet nur mit einem einfachen Schwert und der Entschlossenheit, nicht in die Hände des Wahnsinns zu fallen, folgte er den Anweisungen der Alten. Der Weg führte ihn immer tiefer in die Wälder, vorbei an Bächen, die in der Dunkelheit zu leuchten schienen, und an Felsen, die wie alte Götzenbilder in der Nacht lauerten.

Nach Tagen des Wanderns stand er schließlich vor der Schlucht, die als Tor zum Reich des Feuervogels galt. Der Boden war heiß unter seinen Füßen, und die Luft flimmerte vor Hitze, als würde sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Doch es war nicht die Hitze, die Ruwen den Atem raubte, sondern das, was er vor sich sah.

Dort, mitten in der Schlucht, erhob sich der Feuervogel. Ein majestätisches Wesen, so groß wie ein Haus, seine Federn ein brennendes Spektrum aus Rot, Gold und Orange. Seine Augen funkelten wie flüssiges Feuer, und jeder Schlag seiner Flügel ließ Funken in die Luft sprühen.

„Komm nicht näher“, donnerte eine Stimme in Ruwens Kopf, und er wusste sofort, dass es der Vogel war, der zu ihm sprach. „Was suchst du in meinem Reich?“

„Ich suche...“ begann Ruwen, doch seine Stimme versagte. Wie konnte er einem Wesen wie diesem erklären, dass er hier war, um eine seiner Federn zu stehlen?

Der Vogel neigte seinen Kopf, als hätte er Ruwens Gedanken gelesen. „Du willst die zwölfte Feder.“

Es war keine Frage. Es war eine Feststellung, und in der Stimme des Feuervogels lag eine tiefe Traurigkeit.

„Sie ist nicht mein Geschenk“, fuhr der Vogel fort, während er einen Flügelschlag machte und die Luft um sie herum sich mit einem Hitzestoß verzerrte. „Jede Feder, die ich verliere, schwächt mich. Und doch ist dies der Lauf der Dinge. Doch wisse, Mensch, dass die Feder nicht nur Feuer bringt. Sie bringt auch den Tod.“

Ruwen schluckte schwer. „Was muss ich tun?“

„Nimm sie“, antwortete der Feuervogel, „aber wisse, dass sie nicht nur dein Schicksal verändern wird. Jedes Feuer, das du mit ihr entfachst, wird einen Schatten werfen, und in diesem Schatten wird etwas erwachen.“

Der Vogel breitete seine Flügel aus, und aus seiner Brust löste sich eine einzelne Feder, die in der Luft schwebte, als wäre sie schwerelos. Sie war nicht nur ein Funken Feuer – sie war das Feuer selbst. Als Ruwen sie ergriff, spürte er die Hitze bis in sein Mark. Die Feder pulsierte in seiner Hand, als lebte sie, als wäre sie ein Teil des Vogels, der immer noch an ihn gebunden war.

„Nun geh“, flüsterte die Stimme des Vogels, „und sei gewarnt. Dein Weg endet hier nicht. Er hat gerade erst begonnen.“

Ruwen drehte sich um, den Puls des Feuers in seiner Hand, und machte sich auf den Rückweg. Doch die Worte des Vogels hallten in seinem Kopf wider. Was bedeutete es, dass der Schatten erwachen würde? Und was würde er mit dem Feuer der zwölften Feder tun? Antworten würde er erst finden, wenn die Welt um ihn herum erneut in Flammen aufging.


Anmerkungen und Überlegungen zur Kurzgeschichte

„Die zwölfte Feder des Feuervogels“ verwendet klassische Fantasy-Motive – die Reise eines einfachen Helden, die Suche nach einem mächtigen, magischen Artefakt und die Begegnung mit einem mythischen Wesen. Der Feuervogel symbolisiert sowohl die kreative als auch die zerstörerische Kraft der Magie, ein Motiv, das häufig in der Fantasy-Literatur vorkommt. Der Schreibstil ist bewusst einfach gehalten, um die märchenhafte Atmosphäre zu betonen, mit einem Hauch von Surrealität, der die magische Natur der Welt verstärkt. Der Held, Ruwen, wird aus seiner gewohnten Welt gerissen und in eine Rolle gedrängt, die er nicht versteht – ein klassisches Motiv, das an den Archetypus des unfreiwilligen Helden erinnert.